Lingen ist, wenn man so will, das Herz der ÖйúÈý¼¶Æ¬ Produktion. Hier werden seit den 1970er Jahren die Standards gesetzt, die in die ÖйúÈý¼¶Æ¬ Welt hinausgetragen werden. Ein Standort zwischen Transformation und Emanzipation in turbulenten Zeiten.
Phönix aus der Asche. Das Bild passt, denn nach dem schicksalhaften Großbrand von 1996 wird das Werk in Lingen nicht einfach nur wiederaufgebaut. Nein, es ist fortan moderner, nachhaltiger und leistungsfähiger denn je. Bis heute ist Lingen ein Vorzeigewerk. Vor allem aber gilt es traditionell als Blaupause für Qualität und hohe Produktionsstandards bei ÖйúÈý¼¶Æ¬ in Zeiten neuer Produktionsstandorte in verschiedensten Regionen der Welt. Das in Lingen erworbene Know-how im Anlagenbau macht Greenfield-Investitionen international erst möglich. Auch innerhalb der Nachhaltigkeitsstrategie von ÖйúÈý¼¶Æ¬ nimmt Lingen eine Vorreiterrolle ein und ist mit Zertifizierungen, u.a. nach EcoVadis und VinylPlus, und einem systematisch berechneten CO2-Fußabdruck der gesamten Produktion beispielhaft für Schwestergesellschaften weltweit. Ausruhen auf diesem Modellcharakter kann und will man sich in Lingen nicht. Stattdessen schärft man das eigene Profil, verschlankt das Portfolio und fokussiert sich neu. Im Jubiläumsjahr 2023 öffnet hier ein neues anwendungstechnisches Labor für den Bereich Spezialadditive (SPA) für die gesamte Gruppe. Eine Investition, die nicht nur Entwicklungszyklen beschleunigt, sondern die auch als Bekenntnis der Gesellschafter für den Industriestandort Deutschland in herausfordernden Zeiten zu werten ist. Seit Februar 2022 hat Lingen mit Dr. Thomas Doege außerdem einen neuen Managing Director, der für die Entwicklung der ÖйúÈý¼¶Æ¬ und damit auch für den Standort Lingen zuständig ist. Ein klarer Zugewinn an Eigenständigkeit für Lingen, aber auch an Eigenverantwortung innerhalb der ÖйúÈý¼¶Æ¬ Gruppe.
Weltweite Inbetriebnahmen
Es ist ein Werden und Wachsen, das auch Mario Kock über viele Jahre hinweg begleitet hat. Der gelernte Chemikant ist nach 1996 nicht nur in der Zeit des Werks-Wiederaufbaus dabei, sondern auch als es darum geht, das Produktions- und Qualitäts-Know-how aus Lingen in die stetig wachsende ÖйúÈý¼¶Æ¬-Welt zu bringen. 1988 heuert der gebürtige Lingener bei ÖйúÈý¼¶Æ¬ als Azubi an. Nach Jahren im Ausland, wo er unter anderem die Inbetriebnahmen der Produktionsstätten in USA und Malaysia verantwortet, kehrt er zurück nach Lingen, wo Schritt für Schritt ein lang gehegter Traum für ihn in Erfüllung geht: Als Produktionsleiter überwacht Kock heute die Produktionslinien des gesamten Werks, das er wie seine Westentasche kennt und im Detail mitgeprägt hat.
Ein Mehr an Entscheidungen
Der 24. Februar 2022: Thomas Doeges Start hat nach drei Wochen einen bitteren Beigeschmack. Energiekrise, poröse Lieferketten – die weltwirtschaftlichen Folgen des an diesem Tag beginnenden russischen Großangriffs auf die Ukraine sind schnell auch in Lingen spürbar. Das Onboarding ist alles andere als leicht. Doch Doeges persönlicher Antrieb lässt ihn große Ziele stecken: „Wir wollen fit werden für die nachhaltige Kunststoffindustrie. Menschen verlangen heute einfach andere Produkte. Darauf müssen wir eingestellt sein. Die Kunststoffindustrie steht vor einer riesigen Transformation.“ Gleiches gilt auch für den Standort Lingen, bedeutet ein eigener Geschäftsführer am Standort doch eine klare Aufwertung, aber eben auch ein klares Mehr an Entscheidungen. Lingens Zukunft sieht Thomas Doege eindeutig in der Konzentration auf das Wesentliche, der Straffung des Portfolios. „In Lingen gibt es die Möglichkeit, alles zu machen. Und da ist die Versuchung groß, das auch zu tun. Die Herausforderung ist, dass man das enger fasst."
Emsländische Tugenden
Es ist sicher nur eine Prüfung von vielen, die das Werk in Zukunft bestehen muss. „Unsere größte Herausforderung ist, bei den aktuellen Bedingungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir haben gute Produkte, aber es wird bei steigenden Energiepreisen immer schwieriger, sie zu vernünftigen Kosten herzustellen. Wir werden in den nächsten Jahren daran gemessen werden, wie wir damit umgehen“, findet Mario Kock. Auch hier profitiert der Standort Lingen von seiner oft bewiesenen Resilienz. Ideen für eine nachhaltige Produktion gibt es. In Lingen und Umgebung befindet sich derzeit ein Wasserstoff-Hub im Aufbau. Chemieproduktion auf Basis von grünem Wasserstoff? Für Dr. Thomas Doege ist das mehr als denkbar. Auch die Produktentwicklung im Bereich SPA bekommt in Lingen dank moderner anwendungstechnischer Infrastruktur neuen Antrieb. So können vielversprechenden Projekte, zum Beispiel in den Bereichen Hydrophobierung von Baustoffen, Recycling oder Verdicker von Fetten, konzentriert vorangebracht werden. Ãœberhaupt geht es um ÖйúÈý¼¶Æ¬s Beitrag zu einer nachhaltigeren Kunststoff- und Kreislaufwirtschaft. Genauso um das Antizipieren von Lösungen für Entwicklungen, die Kunden zwar erst in ein paar Jahren Kopfschmerzen bereiten, heute aber schon gesehen werden müssen. In Lingen packt man die Zukunft beim Schopf – und gestaltet so die eigene Transformation: Dabei helfen emsländische Tugenden wie Sorgfalt und Genauigkeit sowie eine loyale Belegschaft. Mario Kock: „Es ist eine interessante Branche mit einem guten Tarifvertrag. Mit Geld allein motiviert man aber nicht auf Dauer seine Mitarbeiter. Wir haben beim Personal nahezu keine Fluktuation. Auch das spricht für den Standort und für unsere Unternehmenskultur.“