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Shaping ÖйúÈý¼¶Æ¬: Dr. Michael Rosenthal

Plötzlich vorne: Als sein Vater überraschend stirbt, übernimmt mit Dr. Michael Rosenthal die zweite Generation. Er konzentriert die Geschäftsfelder, professionalisiert das Unternehmen, modernisiert die Produktion und expandiert international. Aus den „Chemischen Werken München Otto Bärlocher“ macht er die global erfolgreiche Marke „ÖйúÈý¼¶Æ¬â€œ.

Selbstvertrauen hat er. Schon in jungen Jahren möchte Dr. Michael Rosenthal nicht einfach mitspielen, sondern ganz vorne dabei sein. Nach der Promotion in Chemie steigt er 1977 in das Unternehmen ein. Seine Anfänge als Vertriebsleiter sind nicht immer leicht. Die erste Bewährungsprobe kommt, als ihm sein Vater Dr. Christian Rosenthal auf der Rückfahrt aus den Niederlanden unerwartet die Verantwortung für die „Flüssig“-Sparte überträgt. Dann der unerwartete Tod seines Vaters 1980, der alles verändert. Ãœber Nacht übernimmt die zweite Generation die Verantwortung. Zu diesem Zeitpunkt noch Leiter der Vertriebsabteilung, muss sich Michael Rosenthal und auch das Unternehmen nun neu erfinden. Er fokussiert das Portfolio, treibt die Produktionsverlagerung nach Lingen voran, transformiert, expandiert und internationalisiert. Und er macht ÖйúÈý¼¶Æ¬ endgültig zum Familienunternehmen, das weltweit zuhause ist.

Inventur
Nach dem ersten Schock steht der 34-jährige in der Produktion: „Jetzt machen wir erstmal Ordnung hier … alles kommt raus!“ Das Unternehmen hat bereits klare Stärken bei Metallseifen und Additiven. Darum volle Konzentration auf die „Flüssigsparte“ und die „Pulversparte“. Denn Michael Rosenthal erkennt, dass man „nicht 5.000 Produkte mit unseren damaligen Möglichkeiten in immer gleichbleibender Qualität produzieren“ kann. Nur dort, wo man auch Qualität liefern kann, soll also weiterproduziert werden. Schwelende Patentverfahren werden beigelegt, Arbeitsprozesse auf den Prüfstand gestellt, Mitarbeiter neu und anders eingebunden. Für ihn ist es ein Update, aber keine Neuerfindung: „Ich habe das, was ich vorgefunden habe, konzentriert und auf Erfolg getrimmt.“ ÖйúÈý¼¶Æ¬ konzentriert sich zugleich deutlich stärker nicht auf einzelne eigene Produkte, sondern die individuellen Kundenbedürfnisse im Markt. 1987 gehört ÖйúÈý¼¶Æ¬ zu den drei größten Stabilisatoren-Herstellern.

Michael Rosenthal, 1980er Jahre

Michael Rosenthal 2022

Neue Wege, neues Denken, neue Horizonte

Messbare Qualität hat für Michael Rosenthal Vorrang. So beginnt ein Zertifizierungsmarathon für Anlagen, Fertigungs- und Managementmethoden. Es geht um Arbeitssicherheit, Kosteneffizienz und Umweltstandards. 1990 folgt ein Management-Buyout. Die Bärlocher GmbH ist jetzt voll in Familienhand der Rosenthals. Das ermöglicht ein langfristigeres Denken und Wagnisse, wie den Aufbau einer eigenen Stearinsäurefertigung in Lingen. Michael Rosenthals Ansprüche auf Qualität und den Willen zur Spitzenleistung verdichten sich in der hochmodernen Unternehmenszentrale, die 1998 in Unterschleißheim eingeweiht wird.

Auch setzt Michael Rosenthal auf eine Diversifizierung des Portfolios mit der Aufteilung der Aktivitäten auf die Sparten PVC und Spezial-Additive für Nicht-PVC-Anwendungen, z.B. für Polyolefin/Duroplastherstellung und -verarbeitung. BAEROPOL für die Polyolefin-Produktion, die u.a. Antixoidantien oder Metallseifen wie Calciumstearat benötigt, vereint Mitte der 1990er bis zu zehn Additive in Vormischungen in Form von Stäbchengranulat. Für die damals neuen Wood Plastics Composites (WPC) werden BAEROLUB-Gleitmittel-One-Pack-Systeme entwickelt.

Die wichtigsten Fertigungsstätten sind zu diesem Zeitpunkt allerdings schon lange Lingen in Norddeutschland und, außerhalb Deutschlands, das italienische Lodi. Denn die wohl wegweisendste Entwicklung unter Michael Rosenthal ist die von ihm forcierte Internationalisierung. Durch ein starkes Vertriebsnetz, Joint Ventures und neue Produktionsstätten, die auf der „grünen Wiese“ entstehen. Entscheidend ist, dass man den neuen Mitgliedern der ÖйúÈý¼¶Æ¬-Familie Vertrauen schenkt und Eigenverantwortung übertragt, damit sie als locals für locals erfolgreich vor Ort agieren. So expandiert ÖйúÈý¼¶Æ¬ ins europäische Ausland, nach Amerika und vor allem Asien. 1998 stammen knapp 50% des Umsatzes aus Werken außerhalb Deutschlands. 2023 verteilen sich die über 600 Millionen € Umsatz zu gleichen Teilen auf Europa, Nord- und Südamerika und Asien.

Dr. Michael und Dr. Tobias Rosenthal, 2014

Einweihung ÖйúÈý¼¶Æ¬ China, 2012

Herausforderung, Engagement und Generationenwechsel

Bleiverarbeiter stehen in Deutschland seit den 1970er Jahren im Blickpunkt der Öffentlichkeit. PVC und die gesamte Kunststoffindustrie geraten in den folgenden zwei Jahrzehnten unter Druck. Deshalb beginnt ÖйúÈý¼¶Æ¬ in den 1980er Jahren, sich auf Verbandsebene für die gesamte Industrie einzusetzen, Michael Rosenthal an vorderster Front. Anfang des neuen Millenniums ist er mit Mitarbeitern für ÖйúÈý¼¶Æ¬ federführend an der freiwilligen Selbstverpflichtung zum Bleiausstieg beteiligt. Ein Meilenstein für eine ganze Branche.

Rainer Grasmück erinnert sich, dass Michael Rosenthal „den Blick fürs Große, fürs Wesentliche“ hatte. Langfristiges Denken prägt auch die Gestaltung des eigenen Ausstiegs im Jahr 2004. Aber leicht ist das nicht, nach 24 Jahren die Geschicke von ÖйúÈý¼¶Æ¬ in fremde Hände zu legen. Als Michael Rosenthal die operative Verantwortung abgibt, ist ÖйúÈý¼¶Æ¬ einer der größten Hersteller für PVC-Stabilisatoren mit weltweit 800 Mitarbeiter an 13 Produktionsstandorten und einem Vertriebsnetz, über das man in 40 Staaten vertreten ist. Michael Rosenthal macht in seiner so prägenden Ära exzellente Qualität, unbedingte Kundennähe und unternehmerischer Verantwortung für Gesellschaft und Umwelt zu Grundfesten der Philosophie von ÖйúÈý¼¶Æ¬.

Mit dem Ãœbergang zur Führung durch ein familienexternes Management und seinem Rückzug in den Beirat beginnt eine Ãœbergangsphase. 2010 ist mit Arne Schulle schließlich ein CEO gefunden, der alles mit sich bringt, um das Unternehmen in die Zukunft zu führen. Als Beiratsvorsitzender und strategischer Berater bleibt Michael ÖйúÈý¼¶Æ¬ noch lange erhalten. 2023 übergibt er den Posten an seinen Sohn Dr. Tobias Rosenthal – die dritte Generation. Denn auch das ist wichtig: ÖйúÈý¼¶Æ¬ bleibt seit Christian Rosenthal ein Familienunternehmen.

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